„Die positive Offenbarung Gottes im Christentum“

(1.Teil) Die Ebene der natürlichen Gotteserkenntnis. Nach der ausdrücklichen Lehre der katholischen Kirche kann grundsätzlich jeder Mensch die Erkenntnis Gottes vollziehen. Zu dieser natürlichen Gotteserkenntnis, wie sie in der katholischen Theologie genannt wird, ist im Prinzip jeder Mensch fähig, der den Gebrauch der Vernunft erlangt hat. Und zwar gilt dies völlig unabhängig von seinem Geschlecht, seiner Rasse, Volkszugehörigkeit oder einem sonstigen Merkmal.
Ob man dann auch als Jude, Moslem, Buddhist oder Angehöriger welcher Religion auch immer aufwächst oder eben ein Atheist ist, ist man grundsätzlich dazu in der Lage, sowohl die Existenz Gottes als solche als auch einige Seiner wesentlichen Eigenschaften wie z.B. Seine Allmacht, Güte und Allwissenheit zu erkennen. Das (Erste) Vatikanische Konzil führte diesbezüglich in seiner 3. Sitzung am 24. April 1870 aus: „Die heilige Mutter Kirche lehrt: Gott, aller Dinge Grund und Ziel, kann mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Sicherheit erkannt werden. ‚Denn sein unsichtbares Wesen lässt sich seit der Erschaffung der Welt durch das, was gemacht ist, deutlich erkennen’ (Röm 1,20).“ (Denzinger 1785) Ebenso heißt es dann in den Canones: „Wer sagt, der eine und wahre Gott, unser Schöpfer und Herr, könne mit dem natürlichen Licht der menschlichen Vernunft durch das, was gemacht ist, nicht mit Sicherheit erkannt werden, der sei ausgeschlossen“ (Denzinger 1806).
Wir sind ja alle auf der Ebene der Schöpfung gleichermaßen mit diesem „natürlichen Licht der menschlichen Vernunft“ ausgestattet worden, welches uns befähigt, über den Rand des rein diesseitigen, irdischen und zeitlichen menschlichen Bereichs hinauszuschauen und somit in unserem Geist das Ewige und Jenseitige zu erahnen. Gerade durch diese spezielle Befähigung, den Bereich des Übernatürlichen und der Sittlichkeit zu erkennen, unterscheiden wir uns ja auch wesentlich bzw. qualitativ von der Tier- und Pflanzenwelt!
Kein einziger Mensch kann sich also etwa herausreden, er sei grundsätzlich nicht zur Erkenntnis Gottes fähig bzw. nicht in der Lage, die fundamentalen moralischen Werte wahrzunehmen, um sie dann nämlich zur Richtschnur seines Denkens und Handelns zu machen. Da steht in seinem Gewissen jeder von uns Menschen vor der sogenannten Gerichtsbarkeit Gottes bzw. Seinem moralischen Imperativ gegenüber!
Denn wenn dem nicht so wäre, dann wäre sowohl die Leugnung der Existenz Gottes im Gewissen moralisch legitim als auch jegliche allgemein verpflichtende Moralvorstellung unmöglich aufrechtzuerhalten. Es gäbe keine alle Menschen gleichermaßen verpflichtende höhere moralische Instanz - der Mensch könnte denken und machen, was ihm gerade beliebt, und keiner hätte das Recht, ein entsprechendes unsittliches Verhalten gegebenenfalls als unmoralisch und vor Gott als eben dieser höheren moralischen Instanz als illegitim zu qualifizieren! Man hätte dann ein sogenanntes Recht auf eine jegliche Rechtlosigkeit bzw. auf ein jegliches noch so extremes und abscheuliches moralisches Entgleisen – jeder würde halt selbst das „Recht“ haben, sich seine „Moral“ nach eigenem Gutdünken zusammenzubasteln. Ein Chaos wäre vorprogrammiert.
Diese natürliche Gotteserkenntnis erklärt auch, wie es zum Entstehen von antiken heidnischen Religionen kam. Seit Beginn der Menschheit bzw. des Anspringens der menschlichen Intelligenz gibt es nämlich das Phänomen der Religion bei den verschiedensten Völkern. Es gibt praktisch kein Volk der Antike, welches nicht auch eine eigene Religion besaß. Man erkannte nämlich sehr schmerzhaft die Endlichkeit und Begrenztheit des menschlichen Lebens und Wesens und entdeckte bei sich die Sehnsucht nach einer heilen und vollkommenen Welt.
So gestaltete man eben nach den eigenen Vorstellungen und in Abhängigkeit von den konkreten Lebensumständen eigene „Götter“ und „Propheten“ und bündelte diese in ein bestimmtes System der Religion. Und wie sich dann auch die Geschichten der einzelnen Völker voneinander unterscheiden, so auch deren Religionen.
Weil aber der Mensch sowohl in seinem sittlichen Streben unvollkommen als auch in seiner Verstandesleistung eingeschränkt ist, kann er in dieser seiner Begrenztheit logischerweise auch nicht die wahre und volle Realität Gottes begreifen – Seine ewige Heiligkeit und absolute Vollkommenheit! Man kann zwar sehr wohl Gott in Seiner Existenz als solcher erkennen, aber nicht die ganze unendliche Tiefe seines Wesens sozusagen ausschöpfen.
Somit ist es nicht verwunderlich, dass die antiken Religionen alle sowohl einige Aussagen enthalten, denen man als solchen aus christlicher Sicht sehr wohl zustimmen kann, als auch nicht wenige Teile beinhalten, die komplett falsch bzw. in sittlicher Hinsicht teilweise sogar höchst widerwärtig sind. Diese antiken heidnischen Religionen sind halt alle rein menschliche Konstrukte und spiegeln somit auf der einen Seite die tiefe Sehnsucht des Menschen nach der höheren und vollkommenen Welt wider und reflektieren sie auf der anderen Seite die starke Anfälligkeit des nicht erlösten menschlichen Wesens und Intellekts für das Unmoralische bzw. seine teilweise sogar erschreckend tiefe Verstrickung in Schuld und Sünde.
Heute ist es in unserer Gesellschaft populär, auf die positiven Aspekte bzw. Inhalte aller nichtchristlichen Religionen hinzuweisen bzw. das Positive darin besonders hervorzuheben (zudem auch noch ziemlich einseitig). Darin sieht man auch einen notwendigen Akt des Respekts und der Hochachtung vor eben diesen Religionen bzw. ihren Anhängern und fühlt sich dann berechtigt, diese Religionen praktisch sogar auf dieselbe Stufe wie das Christentum zu heben.
Bedauerlicherweise tun dies praktisch auch die modernistisch eingestellten Gläubigen und Amtsträger der „Konzilskirche“. Ist es denn sonst ein Zufall, dass bei sämtlichen interreligiösen Treffen und Veranstaltungen nach der Art der (von modernistischen „Päpsten“ initiierten und einberufenen) Assisi-Treffen auch seitens der daran teilnehmenden Christen und „Hirten“ tunlichst vermieden wird, das Christentum wegen seiner spezifischen Inhalte auf irgendeine Weise als irgendwie höherstehend darzustellen. Alle Religionen würden von dem einen Gott künden, alle Religionen würden zu dem einen Gott führen. Letztendlich egal, welcher Religion man angehöre - so jedenfalls das oft und vielschichtig ausgegebene Motto!
Ja, die heidnischen Religionen beinhalten sehr wohl auch einige Aussagen, welchen man als Christ und Katholik zustimmen kann. Aber dies ist ja lediglich die Frucht des rein menschlichen Nachdenkens und lässt sich mit unserer allen Menschen gemeinsamen Befähigung zur natürlichen Gotteserkenntnis erklären. Mit einer etwaigen übernatürlichen Urheberschaft dieser Religionen hat das nichts zu tun!
Ja, nicht wenige Anhänger heidnischer oder auch anderer nichtchristlicher Religionen verrichten sehr wohl auch gute Werke und präsentieren sich auch sonst als anständige Menschen, die niemand etwa Gewalt antun wollten, was natürlich höchst begrüßenswert ist. Dabei befolgen sie auch keinesfalls das Schlechte und Unmoralische, wozu sie in ihren Religionen bisweilen sogar offiziell „legitimiert“ wären. Aber sie tun in einem bestimmten Bereich das Gute und lehnen das Schlechte ab, weil sie dank ihres auf der Ebene der natürlichen Gotteserkenntnis erworbenen guten Herzens und Gewissens eine gewisse oder sogar weitergehende Grundanständigkeit bewahrt haben – trotz so mancher in ihren Religionen „gebilligten“ Laster und keinesfalls dank ihrer heidnischen Religionen. Die betreffenden Menschen sind wegen ihrer guten Erziehung und Grundhaltung eben besser als so manche etwa Gewalt verherrlichenden „Gebote“ ihrer heidnischen oder anderen nichtchristlichen Religion!
Selbstverständlich soll man mit solchen Menschen bei allem Guten zusammenarbeiten, so z.B. gerade zur Erlangung vielschichtiger gemeinsamer positiver Ziele für das Gemeinwohl. Nur sollte man keinesfalls den Fehler machen, ihre heidnischen Religionssysteme zu überbewerten und ihnen vielleicht sogar irgendeine übernatürliche Urheberschaft zuzusprechen – sie sind schlussendlich lediglich ein Ergebnis des rein menschlichen Nachdenkens, ein Menschenwerk! Denn sonst müsste man schlussendlich sogar auch dem Atheismus göttliche Urheberschaft zubilligen, was ja höchst absurd wäre, da ja auch Atheisten, also Menschen, die überhaupt nicht an die Existenz irgendeines höheren Wesens und an ein allgemein verpflichtendes Sittengesetz glauben, sehr wohl auch zu vernünftigen Gedanken und guten Taten fähig sind, wovon wir ja im Alltag auch Zeugen sein können!
Nein, es handelt sich hier um Erkenntnisse und Leistungen, die wir auf der Ebene der Schöpfung gewinnen bzw. erbringen können, halt dank unserer sogenannten Grundausstattung mit einem sozusagen „nach oben geöffneten“ menschlichen Verstand und Gewissen.
Und das Christentum? Dagegen ist die Entstehung des Christentums einem ganz anderen Umstand zu verdanken. Denn über diese beschriebene Ebene der natürlichen Gotteserkenntnis hinaus, zu der jeder Mensch fähig ist, ereignete sich nämlich noch etwas anderes, was dem ganzen Prozess der Erkenntnis Gottes durch den Menschen bzw. Seiner Selbstmitteilung an den Menschen eine ganz andere und qualitativ wesentlich höherwertige Wendung gab – das ganz konkrete Eingreifen Gottes in die Menschheitsgeschichte!
Gott hat es nicht dabei belassen, vom Menschen lediglich im Geist und im Denken erkannt zu werden und für ihn somit nur als eine Art im Allgemeinen verbleibende graue Theorie zu erscheinen. Gott wollte vom Menschen als eine konkrete Person erkannt werden, um uns auf diese Weise eine für uns so fundamentale interpersonale Beziehung zu sich selbst zu ermöglichen. Denn nur auf diese interpersonale Weise können wir, Menschen, überhaupt verstehen, was die Liebe, Güte, Heiligkeit, Allwissenheit und Barmherzigkeit Gottes konkret bedeuten! Auf eine andere als diese interpersonale Weise ist für uns nichts im eigentlichen Sinn des Wortes erfahrbar.
Somit besteht der eigentliche Kulminationspunkt der Selbstmitteilung Gottes an die Menschen bzw. Seiner Erkennbarkeit für uns in Seiner Menschwerdung! Erst auf diese Weise der Begegnung mit einem für uns sogar Mensch gewordenen Gott öffnet sich für uns gewissermaßen das wahre Wesen Gottes als eines uns abgrundtief liebenden Vaters!
Den Anfang dieses Prozesses, der in der christlich-katholischen Theologie als die Positive Offenbarung Gottes bezeichnet wird, kann man wohl in der Auserwählung Abrahams sehen. Da hat sich Gott in diesem alttestamentarischen Patriarchen ein Volk erwählt und mit ihm einen ganz besonderen Bund angekündigt, der dann später im Blut der Opfertiere tatsächlich geschlossen wurde. Gott versprach, das Volk Israel in das Gelobte Land (wohl als Symbol der ewigen Heimat im Himmel) zu führen und vor seinen Feinden zu beschützen. Die Aufgabe der Israeliten bestand darin, sich Gott gegenüber in allem treu zu erweisen und Ihm allein die Ehre zu geben. So sollte durch diesen anschaulichen Bund der Boden für eine spätere Berufung aller Völker in eine besondere Beziehung zum wahren Gott bereitet werden, den Neuen und Ewigen Bund der Gläubigen mit Ihm!
Weil Gott hier über die natürliche Ebene der Schöpfungsordnung hinaus in das historische Geschehen der Menschen auf Erden eingreift, bezeichnet man diese positive Offenbarung in der Theologie auch als die übernatürliche Offenbarung Gottes. Wie gesagt, hier greift die übernatürliche Welt des Ewigen und Vollkommenen konkret in das Geschehen des der Zeitlichkeit unterworfenen und in Schuld verstrickten irdischen Menschen ein.
Das (Erste) Vatikanische Konzil formuliert diesen Sachverhalt gleich im Anschluss an die oben zitierte Stelle von der natürlichen Gotteserkenntnis folgendermaßen: „Doch hat es Seiner Weisheit und Güte gefallen, auf einem anderen, und zwar übernatürlichen Weg Sich selbst und die ewigen Beschlüsse Seines Willens dem Menschengeschlecht zu offenbaren. So sagt der Apostel: ‚Zu vielen Malen und auf vielerlei Art hat Gott einstmals durch die Propheten zu den Vätern geredet. Zuletzt hat er in diesen Tagen zu uns in seinem Sohn gesprochen’ (Hebr 1,1f.)“ (Denzinger 1785)
Ja, die Väter und Propheten des Alten Testamentes haben die an sie vormals ergangenen heilsamen Mitteilungen Gottes auf eine uns Menschen eigene Art und Weise vernommen, sei es akustisch, visuell oder mittels einer jeglichen Trug ausschließenden inneren Inspiration. Nun aber, mit der Inkarnation Gottes, das heißt seit der Geburt Jesu Christi als des Eingeborenen Sohnes Gottes in Menschengestalt zu Bethlehem, spricht Gott als Mensch gewordener Gott zu uns und zeigt uns durch Seine konkreten Worte, Handlungen und Taten - eben auf eine interpersonale Art und Weise -, was Seine unendliche und unbegreifliche Liebe zu uns genau bedeutet bzw. wie sie konkret aussieht!
Die Zeitgenossen Jesu, die Ihm in Palästina begegneten, wussten zwar auch aus den Heiligen Schriften und von Erzählungen der Älteren, dass Gott gütig und barmherzig ist. Dann aber trafen sie Jesus und wurden selbst Zeugen, wie Er zahlreiche Zeichen und Aufsehen erregende Wunder wirkte: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören wieder, Tote stehen auf, Armen wird die Frohbotschaft verkündigt. Wohl dem, der an Mir keinen Anstoß nimmt!“ (Mt 11,5f.) Und die Menschen verstanden, das ist nicht nur der uns in den Schriften verheißene Messias, sondern auch der Gott, den wir kraft des „natürlichen Lichts der menschlichen Vernunft“ erkennen können, wie Er nun als eine ganz konkrete Person in unsere Mitte kam! Nicht umsonst heißt es in den Evangelien immer wieder, wie die Apostel und andere Menschen, die aufrichtigen Herzens Gott suchten, höchste Freude und tiefste Begeisterung an den Tag legten, sobald sie Jesus trefen, Seinen Worten lauschen und Zeugen Seiner Wunder werden bzw. Seine Heilkraft sogar an sich selbst erfahren durften!
Ja, z.B. auch Maria Magdalena hatte damals sicherlich schon gehört und gewusst, dass Gott gnädig und barmherzig ist. Als sie aber von Jesus vor dem sicheren Tod durch Steinigung gerettet wurde und wegen ihrer aufrichtigen Reue über ihren bisherigen sündhaften Lebenswandel Verzeihung ihrer Sünden erlangt hatte, hat sie sozusagen am eigenen Leib erfahren dürfen, was die Liebe und Barmherzigkeit Gottes bedeuten. Und wir können nur erahnen, welchen tiefgreifenden Wandel diese ergreifende Vergebung durch Jesus in ihr bewirkt hatte.
Vor allem das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu Christi am Kreuz, bei welchem Er als unschuldiges Lamm unsere ganze Sündenschuld auf sich nahm und Sühne wirkte und uns auf diese Weise den Weg zur wirklichen Versöhnung mit Gott öffnete, zeigt uns, wie unendlich weit diese Liebe und Barmherzigkeit Gottes geht! Es ist also keine allgemeine graue Theorie mehr, wie man sich sie, wie oben dargelegt, sehr wohl verstandesmäßig erarbeiten kann, sondern seit der Inkarnation Gottes und Seinem historischen Heilswirken eine höchst konkrete Realität!
Außerdem muss es uns doch auch bewusst werden, dass wir mit dem Verweilen Gottes in Menschengestalt auch im Hinblick auf die Inhalte und die Intensität der gewonnenen Glaubenserkenntnisse und religiösen Erfahrungen ein wesentlich höheres Maß an entsprechenden Mitteilungen Gottes vermittelt bekommen können. Denn wenn die Übernatur der göttlichen Welt auf die menschlich-natürliche Ordnung trifft, wenn die sittliche Vollkommenheit Gottes in Berührung mit der geistig-moralischen Begrenztheit des Menschen kommt, wenn die Ewigkeit des Himmels der Zeitlichkeit des Menschen begegnet, dann kann der Mensch davon doch nur gewaltig profitieren bzw. auf eine alles rein menschlich-natürliche Verstehen übersteigende und eben übernatürliche Art und Weise bereichert werden! Denn sein Blickwinkel wird durch das Wirken der Gnade Gottes erweitert und das Maß der gewonnenen Erkenntnisse über den rein menschlichen „Teller“ hinaus gesteigert.
Wer ist denn vor Jesu Kommen in diese Welt schon mal auf den Gedanken gekommen, dass Gott Seine Allmacht in der Ohnmacht des Kreuzes offenbaren bzw. Seine Heiligkeit am meisten gerade dadurch beweisen könnte, dass Er sich sogar voll und ganz mit der Sünde des Menschen identifizieren und den betreffenden Fluch der Sünde sozusagen höchstpersönlich und stellvertretend für die Menschheit abbüßen würde? Niemand! Das ist z.B. eine fundamentale Erkenntnis, die uns nur auf das übernatürliche Wirken Gottes in unserer Mitte hin geschenkt wurde!
So sagt dann auch das Vatikanum I., dass die übernatürliche Offenbarung deswegen „unbedingt notwendig“ ist, „weil Gott aus Seiner unermesslichen Güte heraus den Menschen zu einem übernatürlichen Ziel hingeordnet hat: nämlich zur Teilnahme an den göttlichen Gütern, die die Einsicht des menschlichen Geistes ganz und gar überragen: ‚Hat es doch kein Auge gesehen, kein Ohr gehört, noch ist es in eines Menschen Herz gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben’ (1 Kor 2,9)“ (Denzinger 1786)
Eben diese Konkretisierung des Wirkens und der Zuwendung Gottes an die Menschheit in Seiner Mensch gewordenen Person bzw. das betreffende übernatürliche Maß dieser göttlichen Selbstmitteilung ist sowohl das besondere Spezifikum als auch die über alles bisher Dagewesene hinaus herausragende heilsrelevante Qualität der Positiven Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Und zwar wird diese Art der Selbstmitteilung Gottes auch durch nichts anderes mehr hier auf Erden übertroffen werden können: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt. Und wir haben geschaut Seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit. … Niemand hat Gott je gesehen. Der Eingeborene, der Gott ist, der da ruht am Herzen des Vaters, Er hat uns Kunde gebracht.“ (Joh 1,14.18)

(Fortsetzung folgt)

P. Eugen Rissling



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